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Endoskopische Untersuchungsverfahren

Autor: M. Raithel, U. Zoller, W. Taumann

Einführung

Endoskopische Untersuchungsverfahren können zum Nachweis einer Erkrankung

(diagnostische Untersuchung) sowie zur Behandlung einer Erkrankung (therapeutische Untersuchung) eingesetzt werden.

Bei vielen Darmerkrankungen sowie Nahrungsmittelallergien (NMA) und Nahrungs-mittelunverträglichkeiten (NMU) bringt erst die Gewebediagnostik entscheidende Hinweise für die Diagnose bezüglich der Art und des Ausbreitungsgrades der Erkrankung. Die Untersuchung der Gewebsprobe (Biopsie), beispielsweise mit Immunhistochemie, vermeidet Fehldiagnosen und ermöglicht eine gezielte Therapie.

Endoskopische Verfahren ermöglichen so eine gezielte Diagnose und Therapie am „Ort des Geschehens“, wohingegen Blutuntersuchungen bzw. die Labordiagnostik eine Notwendigkeit sind, aber nicht immer eine zuverlässige Diagnostik ermöglichen.

Durch die Weiterentwicklung moderner Technologien werden endoskopische Verfahren zunehmend verträglicher für Patienten.

Wichtige Säulen der modernen endoskopischen Diagnostik sind folgende Verfahren:

  1. Magenspiegelung
  2. (Dick-)Darmspiegelung
  3. Doppelballonspiegelung
  4. Kapselspiegelung
  5. Endomikroskopie

Die durch die Pfeile gekennzeichneten Bereiche des Magen-Darm-Trakts können beurteilt werden:

1. Magenspiegelung

Die Magenspiegelung dient zur Beurteilung der Speiseröhre, des Magens und des Zwölffingerdarms. Die Untersuchung erfolgt mit Hilfe eines Endoskops (flexibler Schlauch, der standardmäßig mit einer Videooptik ausgestattet ist). Die Bilder kann der untersuchende Arzt auf einem Monitor betrachten. Für die Gewebediagnostik können auch Proben (Gewebsbiopsien) entnommen werden.

Die Magenspiegelung sollte eingesetzt werden bei:

  • unklaren Beschwerden wie z.B. Schluckbeschwerden, Schmerzen im Oberbauch/hinter dem Brustbein, Sodbrennen
  • Gastritis, gastrointestinaler Blutung
  • unklarer Eisenmangelanämie
  • Morbus Crohn (chronisch-entzündliche Darmerkrankung)
  • unklaren Durchfällen
  • Blutungsstillung
  • Fremdkörperentfernung

2. (Dick-) Darmspiegelung (Koloskopie)

Mit der Darmspiegelung wird der Enddarm, der Dickdarm und das untere Ende des Dünndarms (terminales Ileum) untersucht. Die Untersuchung erfolgt mit Hilfe eines Video-Endoskops, welches das Bild auf einen Monitor überträgt. Für die Gewebediagnostik können Proben entnommen werden. Zudem ermöglicht die Darmspiegelung eine direkte Behandlung (z. B. bei Blutungen, Polypen). Es ist erforderlich, dass der Dickdarm vor der Untersuchung entleert wird. Deshalb muss bereits am Vortag der Spiegelung ein Abführmittel eingenommen werden.

Die Darmspiegelung sollte eingesetzt werden bei:

  • unklaren Durchfällen
  • unklaren Bauchschmerzen
  • gastrointestinalen Blutungen
  • unklarer Eisenmangelanämie
  • Differentialdiagnostik bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa, gastrointestinal vermittelten Allergien und Reizdarmsyndrom
  • Darmkrebsvorsorge
  • Blutungsstillung
  • Aufdehnung von Engstellen (z. B. bei Morbus Crohn)

3. Dünndarmspiegelung (Intestinoskopie/ Push-Enteroskopie)

Die Doppelballonspiegelung, auch Push- & Pull-Enteroskopie genannt, dient zur Beurteilung der “Blackbox” Dünndarm. Während bei der herkömmlichen Magen- und Darmspiegelung nur etwa 30% des gesamten Magen-Darm-Trakts eingesehen werden können und insbesondere der Dünndarm uneinsehbar bleibt, erlaubt die Doppelballonspiegelung eine nahezu vollständige Beurteilung des Dünndarms, dem längsten Darmabschnitt. Das Verfahren wird in stationären Spezialzentren durchgeführt und bietet die Möglichkeit, den Dünndarm durch die Verwendung zweier Ballons an einem Endoskop aufzufädeln und zu begutachten. Es ist relativ risikoarm und hoch effektiv, auch kann Gewebe entnommen und untersucht werden sowie eine direkte Behandlung (z. B. bei Blutungen) erfolgen.

Die Doppelballonspiegelung sollte eingesetzt werden bei:

  • prinzipiell bei jedem Verdacht auf eine Dünndarmerkrankung
  • gastrointestinaler Blutung
  • unklarer Eisenmangelanämie
  • Diagnostik bei Morbus Crohn (als Alternative zur Magnetresonanztomographie)
  • Therapie bei Engstellen (z. B. bei Morbus Crohn)
  • gastrointestinal vermittelten Allergien
  • Verdacht auf Erkrankungen, z.B. Mastzellerkrankungen, die eine Biopsiebegutachtung erfordern.
  • Verdacht auf Salizylat-/ NSAID-Intoleranz bzw. NSAID–Kolitis (NSAID steht für die englische Bezeichnung „non-steroidal anti-inflammatory drug“, deutsch übersetzt als „nichtsteroidales Antirheumatikum“, abgekürzt NSAR. Bekannte NSARs sind Aspirin, Voltaren & Ibuprofen)

4. Kapselspiegelung

Die Kapselspiegelung dient der lückenlosen Magen-Darm-Diagnostik und ist ebenfalls eine Option, den Dünndarm einzusehen. Mit Hilfe einer verschluckbaren Kamerakapsel, die auf dem Weg durch den Magen-Darm-Kanal automatisiert Bilder aufnimmt und diese an ein Aufzeichnungsgerät sendet, kann später insbesondere die Dünndarm-Schleimhaut visualisiert und beurteilt werden.

Kapseln mit integrierter Digitalkamera. Abmessungen: Breite 11 mm, Länge 26 mm, Gewicht 3,7 g

Entscheidender Nachteil ist, dass die Kapselendoskopie keine Probenentnahme für die Gewebediagnostik und keinen therapeutischen Einsatz (z. B. bei Blutungen) ermöglicht. Die Kapselspieglung kommt dann zum Einsatz, wenn eine lückenlose Begutachtung des gesamten Magen-Darm-Trakts unbedingt erforderlich ist; beispielsweise, wenn Blutungsquellen in der Darmspiegelung nicht erkannt worden sind. Weiterhin ist die Kapselendoskopie für Patienten geeignet, bei denen eine Darmspiegelung z.B. aufgrund von Narkosemittelunverträglichkeiten nicht in Frage kommt.

Die Kapselspiegelung sollte eingesetzt werden bei:

  • erforderlicher lückenloser Begutachtung des Magen-Darm-Trakts
  • gastrointestinaler Blutung
  • unklarer Eisenmangelanämie
  • Überwachung von erblichen Polyposis-Syndromen (Auftreten zahlreicher Polypen)
  • Verdacht auf NSAID-Intoleranz bzw. -Kolitis
  • Diagnostik bei Morbus Crohn
  • gastrointestinal vermittelten Allergien

·  Sie darf nicht angewendet werden bei:

  • Engstellen im Magen-Darm-Trakt
  • Schluckstörungen
  • Magnetresonanztomographie (MRT) darf nur nach Ausscheidung der Kapsel durchgeführt werden
  • Schwangerschaft

5. Endomikroskopie

Bei der Endomikroskopie wird ein Endoskop mit integriertem Mikroskop zur Untersuchung des Darms verwendet. Zusätzlich wird dem Patienten intravenös ein Kontrastmittel verabreicht. Dadurch kann eine virtuelle feingewebliche Untersuchung auffälliger Abschnitte der Darmschleimhaut noch während der Spiegelung durchgeführt werden. Das Verfahren bietet somit die Chance zur gezielten Gewebeprobenentnahme.

Die Endomikroskopie ermöglicht:

  • Einblicke unter die Schleimhautoberfäche des Darms mit Darstellung von Zellstrukturen
  • Nachweis von spezifischen Immunzellen in der Darmwand
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