3. Basisdiagnostik
Autoren: M. Raithel, A. Hagel, W. Taumann, P.Konturek, G.J. Molderings, U. Hetterich
Die vielfältigen Variationsmöglichkeiten und Mechanismen bei Nahrungsmittelallergien erschweren die klinische Diagnostik (1, 3, 5, 15, 38-40). Deshalb sollen primär mit solchen Patienten in Behandlung tretende Ärzte (Hausärzte, Internisten, Gastroenterologen etc.) ihre diagnostischen Strategien und die Vorgehensweise im individuellen Fall zunächst auf eine präzise Anamnese (Vorgeschichte des Patienten) und Analyse des Symptombildes und der Symptomkinetik aufbauen, ehe eine gezielte Stufendiagnostik erfolgt. Diese bezieht dann in Allergologie und Immunologie erfahrene Facharztgruppen (Allergologen, Dermatologen, Immunologen, Kinderärzte, Gastroenterologen, HNO-Ärzte etc) mit ein.
Das weite Spektrum erforderlicher Diagnostik wird in der Abbildung unten dargestellt (Abbildung 3), wobei nicht alle Untersuchungen bei allen Patienten erforderlich sind. Deshalb sollte vor Durchlaufen der aufgeführten Diagnostik stets geklärt werden, ob ein spezifischer Auslöser vermutet wird, der dann gezielt diagnostisch gesichert werden kann, oder ob eine unspezifische und chronische Krankheitsaktivität ohne exakten Trigger vorliegt.
Die dargestellten Diagnostikmodalitäten berücksichtigen die häufigen und wahrscheinlicheren Diagnosen (zum Beispiel Kohlenhydratmalassimilation, Infektionen), bevor die teureren immunologischen Tests herangezogen werden müssen (zum Beispiel spezifische IgE-Bestimmungen). Da bei Erwachsenen Nahrungsmittelallergien seltener sind als bei Kindern, werden daher bei Erwachsenen mit gastroenterologischen Symptomen zunächst die häufigeren nicht immunologischen Differenzialdiagnosen abgearbeitet. Die immunologischen Tests kommen früher zur Anwendung bei Kindern mit NMU und/oder wenn bei Erwachsenen typische extraintestinale (außerhalb des Verdauungstraktes vorliegende) Symptome überwiegen.
Letztlich gibt es bei den nicht immunologisch vermittelten Unverträglichkeitsreaktionen ein Spektrum verschiedener primärer oder sekundärer Erkrankungen (siehe Tabelle unten), die zu postprandialer (nach dem Essen auftretender) Symptomatik führen können und daher in der gezielten Differenzialdiagnostik berücksichtigt werden müssen:
Für alle Fachdisziplinen gilt, dass erst eine reproduzierbare Allergen-induzierte Reaktion am Patienten bzw. am betroffenen Organsystem die abschließende Diagnose einer Nahrungsmittelallergie erlaubt. Die orale Provokationstestung bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie oder Nahrungsmittelunverträglichkeit steht bei gastroenterologischen Symptomen stets am Ende der erforderlichen Stufendiagnostik (15, 40).