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Darmlavage

Autoren: C. Reiser, M. Raithel, M. Reitberger, W. Taumann

Die Darmlavage ist ein Verfahren der Nahrungsmittelallergiediagnostik für Patienten, bei denen ein starker Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie besteht. Sie wird eingesetzt, wenn sonstige Tests negativ ausfallen.
Die „Endoskopisch gesteuerte segmentale gastrointestinale Lavage“, so lautet ihre vollständige wissenschaftliche Bezeichnung, wurde 1996 im Universitätsklinikum Erlangen entwickelt und wird heute in einigen wenigen speziellen Zentren eingesetzt. Wie aus dem Namen bereits hervorgeht, wird sie im Rahmen einer endoskopischen Darmspiegelung (meist Koloskopie, d.h. Dickdarmuntersuchung) durchgeführt, welche zum Ausschluss organischer Ursachen für die Beschwerden angezeigt sind. Dazu wird an drei Darmabschnitten über den Endoskopschlauch eine geringe Menge an Flüssigkeit in den Darm gespült. Diese Flüssigkeit soll die dort im Darm vorhandenen Entzündungsstoffe und Antikörper (insbesondere Immunglobulin E) herauswaschen.

Nach einer Minute Verweildauer wird die Flüssigkeit mit den darin enthaltenen Stoffen wieder abgesaugt und in ein Labor zur Untersuchung gebracht. Dort werden die Immunglobulin E-Spiegel, sowie Werte der Entzündungsstoffe ECP (Eosinophilem Kationischem Protein), Trypsin (Enzym) und TNF-α (ein multifunktionaler Signalstoff des Immunsystems, welcher bei lokalen und systemischen Entzündungen beteiligt ist) bestimmt. Diese Laborwerte in Kombination mit den klinischen Symptomen des Patienten erlauben eine differenzierte Aussage über das Vorhandensein einer Nahrungsmittelallergie, da für jedes Allergen spezifisch nach Immunglobulin E-Antikörpern gesucht werden kann. In der nachfolgenden Grafik (©VAEM) finden Sie eine beispielhafte Auswertung einer Darmlavage.

Was bedeutet das für mich als potentiellen Patienten nun konkret?

  1. Bestehen bei der Untersuchung Risiken für mich als Patient?
    Die Darmlavage an sich ist ein absolut risikoloses Verfahren ohne die Gefahr einer allergischen Reaktion. Sie übersteigt das Risiko für Komplikationen eines alleinigen endoskopischen Eingriffes nicht.
  2. Gibt es alternative Allergietests? Wenn ja, was sind die Vor- und Nachteile?
    Ja, es gibt mehrere Allergietests, zum Beispiel in der Dermatologie oder in der HNO. Alle Allergietests haben gemeinsam, dass ein rechtzeitiges Absetzten immunsuppressiver Medikamente (z.B. Cortison, Antihistaminika, etc.) vor der Untersuchung unbedingt eingehalten werden muss.
    1. Pricktest/Intrakutantest: Hierbei handelt es sich um ein in der Dermatologie gerne eingesetztes Verfahren. Es werden auf der Innenseite des Unterarmes mehrere verschiedene Allergenextrakte aufgetropft und mit einer kleinen Lanzette die Haut darunter leicht angestochen bzw. das Allergenextrakt direkt in die Haut eingespritzt. Der Test dauert 20 Minuten und wird anhand der Hautrötung und Quaddelgröße beurteilt.
      Vorteil: Es kann bei einem Test auf eine Vielzahl von Allergenen getestet werden und eine Aussage kann schon nach 20 Minuten getroffen werden.
      Nachteil: Insbesondere bei Intrakutantests kann es in seltenen Fällen zu schweren allergischen Reaktionen kommen.
    2. Oraler Provokationstests: Hierbei sollte bereits ein Anfangsverdacht bestehen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wird. Nach einer allergenarmen Diät und dem Ausschluss einer Pseudoallergie bekommt der Patient für einen Tag Kapseln mit Allergenen und am nächsten Tag Placebo-Kapseln zu schlucken. Zeigen sich nach Einnahme der Allergenkapseln typische Symptome, ohne dass diese nach Einnahme der Placebokapseln auftraten, so ist eine Nahrungsmittelallergie nachgewiesen.
      Vorteile: wissenschaftlich anerkanntester Nachweis einer Nahrungsmittelallergie
      Nachteile: Das Risiko schwerer allergischer Reaktionen ist nicht auszuschließen, daher ist ein stationärer Krankenhausaufenthalt mit Überwachung (ggf. für mehrere Tage) abzuwägen. Diese Prozedere ist daher aufwändig und kostenintensiv.
    3. Bluttest: Nach einer Blutentnahme wird das Blut auf verschiedene Entzündungsstoffe und Antikörper untersucht (vergleichbar mit der Darmlavageflüssigkeit)
      Vorteil: Schneller Eingriff; geringes Risiko; Test auf mehrere Allergene
      Nachteil: Fälschlicherweise als negativ klassifizierte Befunde sind nicht auszuschließen.
  3. Werden die Kosten der Darmlavage von den Krankenkassen übernommen?
    Private Krankenkassen erstatten in der Regel die Kosten der Untersuchung.
    Gesetzliche Krankenkassen sind dazu nicht bereit, sodass gesetzlich Versicherte diese Untersuchung nur als Selbstzahler in Anspruch nehmen können.
  4. Wo kann ich eine Darmlavage durchführen lassen? Im Waldkrankenhaus Erlangen: Kontakt über das Sekretariat [Tel.: +49 9131 822-3253]

In unseren Reihen gibt es mehrere Mitglieder, die auch als Patienten Erfahrungen mit einer Darmlavage gemacht haben. Für weitere Fragen und Schilderungen aus erster Hand dürfen Sie sich gerne an uns wenden.

Weitere Informationen zur Darmlavage

Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Gastrointestinale_Lavage

Fachliteratur: Schwab D, Raithel M, Klein P, Winterkamp S, Weidenhiller M, Radespiel-Troeger M, Hochberger J, Hahn EG.: Immunoglobulin E and eosinophilic cationic protein in segmental lavage fluid of the small and large bowel identify patients with food allergy. In: Am J Gastroenterol. 2001 Feb;96(2):508-14.

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