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1. Einführung zu Therapieprinzipien

Autoren: M. Raithel, W. Taumann

Die Ausbreitungsgrade von Nahrungsmittelallergien (NMA) und Nahrungsmittelunverträglichkeiten (NMU) können von Grad I – IV klassifiziert werden (Abbildung 1) und dienen als Grundlage für die Auswahl der erforderlichen Therapiemaßnahmen (intestinal, extraintestinal, systemisch wirksame Therapieprinzipien) [1,2,4]. Obligate Voraussetzung für die Therapie von NMA ist eine adäquate rationelle Diagnostik, die eine solche Erkrankung tatsächlich sichert. Die klinische Diagnostik und auch die Differentialdiagnostik zur Allergie wird oft sehr unterschiedlich intensiv durchgeführt, so dass der für den Patienten so wichtige Prozess der „Diagnosestellung und der Sicherung einer NMA“ die eigentliche Schwierigkeit bei dieser Erkrankung vor jeder Form der antiallergischen Therapie darstellt.

Die Therapie der NMA gliedert sich in nicht-medikamentöse und medikamentöse Verfahren. Die Anwendung der antiallergischen Basistherapie und der darauf aufbauenden weitergehenden Therapiestufen (Kombinationstherapie) richtet sich im Allgemeinen nach dem Ausbreitungsgrad der gastrointestinal vermittelten Allergie (Abbildung 2).

In der überwiegenden Anzahl der NMA und NMU ist die alleinige Allergenkarenz mit oder ohne antiallergischer Basistherapie ausreichend. Wenn die allergische Reaktion nur auf die Mukosa und Submukosa des Magen-Darmtraktes, also auf das intestinale Kompartiment (meist Mukosa), beschränkt ist (Grad I, Entopie), spielen beim bereits Sensibilisierten und manifest Erkrankten hauptsächlich Th2-Lymphocyten, intraepitheliale Lymphocyten sowie Mukosa-Mastzellen und Eosinophile die entscheidende pathophysiologische Hauptrolle. Dementsprechend sind hier lokale wirksame Therapieprinzipien wie Allergenkarenz, hypoallergene Kostformen und lokal (topisch) wirksame Antiallergika erforderlich.

Ist der allergische Immunprozess nicht nur lokal am Darm wirksam, das heißt, der Grad der Sensibilisierung höher, dann findet sich auch zunehmend IgE im vaskulären System und Thrombozyten sowie Basophile gelten als die Hauptvermittler der allergischen Reaktion. Da somit neben dem Gastrointestinaltrakt (GIT) meistens noch ein weiteres Organ in die allergische Symptomatik eingebunden ist, liegt eine gastrointestinale Allergie vom Grad II bzw. bei Befall mehrerer extraintestinaler Organe vom Grad III vor. In solchen Fällen müssen neben der Allergenkarenz und lokal am Darmtrakt wirksamen Therapeutika auch solche eingesetzt werden, die systemisch resorbiert werden und auch an den peripheren Organen eine antiallergische Aktivität entwickeln. Hierzu wird die anti-allergische Basistherapie um Therapiestufen der Kombinationstherapie erweitert in Abhängigkeit der befallenen Organe sowie der Intensität der allergischen Symptome (Abbildung 2).

Ausnahmen bilden allergische oder immunologische Erkrankungen am Magen-Darm-Trakt, die zwar nur eine lokale Symptomatik entwickeln, die aber refraktär zur Basistherapie sind, beispielsweise bei chronischen Mastzellerkrankungen. In solchen Fällen muss trotz des Vorliegens des Ausbreitungsgrades I die Hinzunahme weiterer Therapiestufen aus der Kombinationstherapie in Erwägung gezogen werden, um eine ausreichende Linderung der Symptomatik zu erreichen.

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